Gestern waren wir zur vierteljährlichen Krebsnachsorge mit Lulu, MRT Schädel- und Wirbelsäule. Da wir gerade die gute Nachricht bekommen haben, dass alles in Ordnung ist. Möchte ich meinen Artikel veröffentlichen, den ich für den aktuellen Newsletter der Elterninitiative Krebskranke Kinder e.V. geschrieben habe.
Diesen hatte ich geschrieben als das Projekt-Quilt und der Blog zwar schon in meinem Kopf war, aber noch garnicht geboren waren.
Es berührt mich doch sehr, die eigenen Zeilen zu lesen und die Zeit revue passieren zu lassen.

Lisa vom Erzieherteam
Ich will mein altes Leben zurück,…..
Wir, dass sind Lucie-Ann, 7 Jahre und ich Susan, 42 Jahre. Gerne möchte ich uns kurz vorstellen. Lucie-Ann hat im März 2007 die Rezidivtherapie beendet. Bewusst schreibe ich hier vom Ende der Therapie, da dies eine Reflexion ein Jahr nach der Therapie sein soll. Im Mai haben wir dann eine gemeinsame Freundin mit Tochter auf Sylt zur Kur getroffen, um unseren Start ins „Neue Leben“ zu begehen. Aber…..
Ein Jahr liegt jetzt hinter mir, ein Jahr in dem mir bewusster geworden ist, wie viel sich für Lucie-Ann, für uns und für mich verändert hat. Nicht nur in der äußerlichen Behinderung, den Spätfolgen und den sich daraus ergebenen neuen Situationen für uns. Sondern auch die körperliche und geistige Erschöpfung machen sich bei mir bemerkbar. Und an ein Leben wie früher ist für mich nicht mehr anzuknüpfen.
Ich will mein altes Leben zurück, ….
Für mich hat sich die Welt verändert, und die Wichtigkeit im Leben verlagert. Der Focus und Lebensmittelpunkt für mich liegt und lag immer auf Lucie-Ann. So werde ich immer häufiger damit konfrontiert, dass für meine Mutter und auch für Freunde alles wieder beim alten ist, mit Sätzen wie: „Wieso, es ist doch jetzt alles vorbei!“ „Die kleine ist doch wieder ganz gesund!“ Für sie geht das Leben geregelt weiter. Fast schon so, als wäre die Zeit der Therapie gar nicht Wirklichkeit gewesen. Ich mag mich grad an den Film:“ Und täglich grüßt das Murmeltier“ erinnern, aber so ähnlich empfinde ich diese Momente. Und doch, ist das auch manchmal gut so, denn dass bringt mich dann wieder ins Leben zurück. In eine funktionierende Alltäglichkeit. Nur wo ist jetzt mein Platz?
Aber,…..
da gibt es die anderen Gedanken, die Sorgen und auch noch Tränen. Die schmerzliche Erinnerung an den Jahrestag der Diagnose, diesen Flash, der die Zeit hat still stehen lassen und auf einmal alles anders war. Der Druck mit dem Gefühl, jetzt ist es bald wieder soweit mit dem Nachsorgetermin, bis hin zu dem Warten auf das Ergebnis. Alte Erinnerungen, die mich einholen bei bestimmten Körpersymptomen von Lucie-Ann, die dann später erklärbar waren für die Krebserkrankung. Bei uns war es nüchtern Erbrechen, Fieber und Krampfanfälle.
Den ersten Kontakt mit KONA hatte ich schon auf Station, beim monatlich stattfindenden gemeinsamen „Brezenfrühstück mit KONA“. Und dass bei Therapieende noch jemand für mich da ist.
Umso mehr freue ich mich jeden Monat auf das Nachsorgetreffen mit betroffenen Eltern/Müttern. Dort habe ich für mich den Raum Ängste anzusprechen, oder sie werden von jemandem anderen ausgesprochen. Das tut gut. Auch gemeinsames Lachen und die Wärme zu spüren, dass ich nicht alleine mit meinen Ängsten und Veränderungen dastehe. Die Freude auf Aktivitäten aus dem KONA-Programm. Ganz besonders die Familienwochenenden geben mir viel Kraft und die eine und andere Freundschaft, die ich gerne vertiefen möchte, wenn es sich ergibt. Neue Familien kennen lernen, Familien wiedertreffen, und natürlich auch ganz wichtig, Familien wiedersehen, die man noch aus der Stationären Zeit kennt.
Den Anstoß diesen Brief jetzt für KONA zu schreiben war, dass Lucie-Ann im April 3 Tage 40 Grad Fieber hatte und ich Vertrauen in den Körper von Lucie-Ann bekam, dass er mit diesem Fieber jetzt fertig wird! Er wurde!!!. Und so wird sich mein neues Leben, Stück für Stück aufbauen, Block für Block, wie für den Geburtstagsquilt zu Lucie-Ann´s 7.Geburtstag. Neben den Problemen ergeben sich auch jede Menge neue und gute Erfahrungen, Kontakte und neue Möglichkeiten. So habe ich zum Beispiel mein Interesse am Quilten entdeckt, und dieses lang gehegte Interesse tritt nun an die Oberfläche und ich beginne auszuprobieren. Und ich bin gespannt, wie sich mein Leben jetzt entwickeln mag! Block für Block.
Ich will mein altes Leben zurück,
will ich?
Copyright bei S. R.
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